OTTO F. SCHARR-KUNSTPREIS 2020
Jurierte Themenausstellung
26. Januar bis 23. Februar
»HOKUSPOKUS«
Die diesjährige jurierte Themenausstellung des Vereins Kultur Am Kelterberg Vaihingen e.V. steht unter dem Motto „Hokus Pokus“. Zur Vernissage am 26. Januar um 15:00 Uhr sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Der Vereinsvorsitzende MarquardtHarald wird in die Ausstellung einführen, das Begleitprogramm gestaltet passend zum Thema der Vaihinger Zauberkünstler CARISMO. An diesem Nachmittag wird auch der der Otto F. Scharr-Kunstpreis zum 4. Mal vergeben.
Magie, Verwandlung, Hexerei, Bluff – bei den Bildern, Skulpturen und Objekten, die in dieser Ausstellung zu sehen sein werden, dreht sich alles um das Thema Hokus Pokus.Über 70 Kunstschaffende aus der Region haben ihre Werke
eingereicht, 39 davon wurden von der dreiköpfigen Jury ausgewählt. Drei ebenfalls von der Jury gekürte Ausstellungsteilnehmer werden außerdem den
Otto F. Scharr-Kunstpreis erhalten, der mit insgesamt
1750 € dotiert ist und von der Otto F. Scharr-Stiftung bereitgestelltwurde. Besonders freuen dürfen sich alle
Vernissage-Besucher auf den Zauberkünstler CARISMO.
Er stammt aus Stuttgart-Vaihingen; bekannt ist er unter anderem durch Auftritte am Stuttgarter Staatstheater und im Varieté Friedrichsbau sowie als Zirkuspädagoge beim Circus Calibastra an der
Michael Bauer Schule.
Zur Ausstellung erschien ein Katalog.
1. Preis
Uwe Schwarz
Hokuspokus (verwandlung)
Die Siegerarbeit fällt durch ihre schiere Monumentalität auf, zugleich erzählt sie eine vielschichtige, letztlich unergründliche Geschichte. Die kleinen Figuren ziehen den Betrachter
in das Innere des Monuments, um dort scheinbar die Geschichte erraten zu können. Trotz der Ahnung, dass es hier um eine abgründige Utopie geht, löst die Arbeit durch ihre sorgfältig gewählte Materialität und die präzise Umsetzungein heiteres Gefühl aus. Sie bietet einen eigenen Kosmos an, in dem man gedanklich spazieren gehen kann und der trotz vielfältiger Verweise weder beliebig wirkt noch die Phantasie beschränkt. Die Arbeit redet nicht über Zauberei, sie verzaubert selbst.
Thomas Putze
Jury-Mitglied
2. Preis
MarquardtHarald
»Tischlein deck dich« oder Brot für alle
Zentrales Element dieses Objekts ist ein minimalistisch gebautes
Metallgestell, das sich als Esstisch, Skulpturensockel und Seziertisch
zugleich lesen lässt. Die Arbeit ist wandelbar und hat zwei
Zustände. Wenn man das am Ende des Tisches eingehängte Tuch emporzieht und über die Fläche spannt, kommt ein Brötchen zum Vorschein. Die leere Metallplatte verwandelt sich in ein Stillleben mit der in Schwaben verbreiteten Seele, die ihren Namen wahrscheinlich dem Brauch verdankt, dass zu Allerseelen nicht nur der Toten gedacht, sondern auch Brot an die Armen verschenkt wurde.
Nicht nur in diesem Werk, sondern auch im Ausstellungstitel
Hokuspokus steckt ein Bezug zu Brot. Die während der Eucharistie für die Vorstellung der Wandlung von Brot in den Leib Christi geäußerten Worte Hoc est corpus meum (»Das ist mein Leib«) klangen in den Ohren jener, die kein Latein verstanden, wieHokuspokus.
Das im Märchentitel der Plastik angedeutete Bild der Magie erfährt eine Brechung durch die Offenlegung der Inszenierung. Vielmehr sind es Impulse des Schöpferischen, die auf die Betrachter*innen übergehen, indem diese mittels ritueller Geste an der Entstehung von Kunst teilhaben.
Marjatta Hölz
Jury-Mitglied
3. Preis
Nataliya Gurevich
Klimbim, Simsalabim
Das Diptychon der aus Usbekistan stammenden Künstlerin Nataliya Gurevich besticht auf den ersten Blick durch eine sehr präzise Maltechnik und eine gezielt ausgewählte nuancierte Farbenvielfalt. Dabei scheint es so, als wären die Farben schon vorher bestimmt und mehr in plakativer Weise gemalt, was der Malerei einen sehr eigenständigen und postmodernen Charakter verleiht.
Bei näherem Betrachten lässt dieses Spiel aus abstrahierten
Formen und Farben die assoziative Deutungsmöglichkeit einerpferdeähnlichen Tierfigur wahrnehmen, die in fragmentarischer Auflösung begriffen erscheint, domestiziert von einem Seiltänzer im Hintergrund. Wohl eine sinnliche Metapher für die eigene Lebenswirklichkeit.
Was auf den ersten Blick so aussieht als würde es sich um zwei verschiedene Bilder handeln, unterscheidet sich beim genauen Hinsehen nur in der farblichen Darstellung.
Die Formgebung ist auf beiden Bildern nahezu identisch. Es sind die »zwei Seiten einer Medaille«. Es ist ein Spiel mit den Befindlichkeiten und der eigenen Identitätswahrnehmung, bei dem das Gute und das Böse sehr nahe beieinanderliegt und zu jeder Zeit in die eine oder andere Richtung kippen kann. Das Doppelbild zeigt diese Metamorphose von Licht und Schatten, von lebensfroher Erwartung, die in der Hoffnungslosigkeit enden kann und umgekehrt. Die vielseitig begabte Künstlerin zeigt hier eine Facette ihrer Wandlungsmöglichkeiten und bemerkenswerten Vielfalt ihrer künstlerischen Ausdrucksfähigkeit. Es ist ein Sinnbild
für den Zauber des »Hokuspokus«... Klimbim Simsalabim –
die Hoffnung stirbt zuletzt.
Werner Fohrer
Jury-Mitglied
Vernissage – Ausstellung – Finissage
Bericht in der »Magischen Welt« –
der Zeitschrift für Zauberkunst